#ichwillihnberühren – Eine schwule Liebesgeschichte in Frankfurt

Als ich die Geschichte las, fühlte ich mich an unzählige Situationen aus meinem Leben erinnert. Immer wieder die Unsicherheit: Ist er wirklich auch schwul, oder bilde ich mir das nur ein, weil ich es mir so sehr wünsche? So hoch, zu hoch, schien die Hürde,  zu sagen „ich mag dich“ und sich damit auch gleich zu outen und so angreifbar zu machen.

Mein Coming-Out war Mitte der Neunziger  – in den Szene-Kneipen musste man klingeln, um hineingelassen zu werden. Das klingt heute, wo wir heiraten können, uns eine Fülle an Dating-Apps zur Verfügung stehen und schwule Charaktere fast zum guten Ton jeder Serie im TV gehören, wie eine Geschichte vom Krieg.

Aber scheinbar haben die Portale und rechtlichen Verbesserung im Alltag von jungen, schwulen Männern gar nicht so viel verändert, wie man vielleicht denkt. Zwei Freunde, die sich ineinander verliebt haben, gegenseitig aber nicht voneinander wissen, dass sie schwul sind, weil sie nicht geoutet sind. Also besteht auch keine Chance sich so einfach auf einem der Portale zu entdecken.  Was bleibt ist die Unsicherheit und für die Leser*innen des Buches die Spannung, ob und wie die beiden zueinander finden.

Überraschend für OJ liegt sein Freund also nur in einer Boxershorts neben ihm auf dem Bett und er weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Im sozialen Netzwerk Jodel schreibt er „Ich (m) hab mich in meinen Kumpel verliebt und jetzt liegt er in Boxershorts neben mir im Bett. #ichwillihnberühren“. Die Unterstützung auf Jodel war riesig, konnte OJ seine Zweifel aber nicht nehmen.

Auch ich bin damals auf diesen Jodel aufmerksam geworden, habe OJ geantwortet und habe die Geschichte versucht zu verfolgen.  Bisher haben wir nur OJs Geschichte mitlesen können – ENDLICH können wir jetzt auch mit ER mitfiebern, wie er mit seiner besten Freundin schrieb und versuchte OJ näher zu kommen.

Eine unfassbar süße Liebesgeschichte, die auch noch vor meiner Haustür in Frankfurt stattgefunden hat. Wie sie ausgegangen ist? Das liest Du am besten selbst – ich habe es nicht mehr aus der Hand legen können und habe in diesen Stunden die eine oder andere Freudenträne vergossen. ed0

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