Interview mit dem Mr. Leather Hessen

Dennis:
Du bist der „neue“ Mr Leather Hessen. Wie kann ich mir diese „Fetisch-Welt“ vorstellen?

Michel:
Ich glaube, jeder gestaltet seinen Fetisch wie er will und man kann das nicht so richtig festlegen. Es gibt Lederkerle, für einige gehört SM dazu, für mich eher nicht. Es ist ganz unterschiedlich, wie man das in seinem Leben lebt, oder wie man es in seinem Leben integriert. Das ist letztlich eine ganz persönliche Entscheidung.

Dennis:
Welche Rolle spielt der Fetisch bei Dir im Sexleben?

Michel:
Für mich ist das eher ein schöner Bonus. Auf der einen Seite gibt es den klassischen Fetisch, wo ein Gegenstand zum Zentrum der Begierde wird. Bei mir ist eher so, dass Leder die Attraktivität meines Partners noch unterstreicht und steigert. Ich bin da einfach ein klassischer Ledertyp, ein bisschen wie in den Tom of Finnland Darstellungen: ein selbstbewusster, freier Mann, der zu sich steht und macht was er will. Das ist für mich so eine Art Ideal. Leder zu tragen, ist meine Art diese Freiheit zu leben und diesem Ideal nah zu kommen.

Dennis:
Du hast gesagt, dass es bei Du deinen Fetisch ohne SM auslebst. In der Szene kann das aber auch anders aussehen. Kannst Du uns dazu etwas berichten?

Michel:
Da es nicht so meins ist, kann ich dazu auch wenig sagen. Dort finden dann oft Rollenspiele statt, auch Bondage spielt mit rein. Für einige gehört es dazu, aber es wird eher von außen so gesehen, dass SM ein Bestandteil im Fetisch-Bereich ist. Beim Fetisch geht es ja auch nicht immer nur im Sex. Vielleicht fragst Du für den SM-Bereich einfach noch jemanden, der mehr Erfahrung damit hat.

Dennis:
Wie wirkt sich das auf die Partnerwahl aus? Sucht man sich seinen Partner dann gezielt aus den Lederkerlen?

Michel:
Für mich ist das so, ja. Aber das heisst jetzt nicht, dass ein geiler Kerl ohne Leder, vielleicht in Rubber, keine Chance hätte. Ich bin da offen, aber Leder ist schon ein dickes Plus.

Dennis:
Wie hat sich dein Fetisch-Leben entwickelt seitdem Du es entdeckt hast, dass Du auf Leder stehst?

Michel:
Bei mir hat sich das sehr spät entwickelt, erst hier in Frankfurt als ich mit meinem Partner öfter in der Szene unterwegs war. Dann hab ich mir allmählich ein paar Sachen gekauft und bin auch gezielter in die Leder-Szene gegangen. Schön war dabei, dass mein Partner und ich diesen Weg gemeinsam gegangen sind und weiter gehen.

Dennis:
Du hast mit der Wahl zum Mr Leather Hessen nun die Aufgabe die Leder- und Fetisch-Szene zu repräsentieren und für mehr gegenseitiges Verstehen zu werben. Was bedeutet der Titel für Dich persönlich? Was war die Motivation für die Kandidatur?

Michel:
Es hat als Spaß begonnen und ich finde es wichtig, der Lederszene ein Gesicht zu geben und damit auch einen Ansprechpartner. Sichtbarkeit ist immer wichtig. Damit kann ich für einen offeneren Umgang mit Sexualität werben. Es gibt eine große Vielfalt im Bereich Sex und Fetisch, das ist eine echte Bereicherung Sex abwechslungsreich zu gestalten und auszuleben. Ganz ohne Scham und einengende Moralvorstellungen. Fetisch ist leider noch nicht selbstverständlich auch in der Community, deshalb finde ich wichtig sichtbar zu sein und für Akzeptanz zu werben. Da kann ich in dieser Rolle meinen Beitrag leisten – auf CSDs und auch in Interviews ?

Dennis:
Wie sieht das mit der Akzeptanz in der Szene aus? Bekommst Du da Unterstützung?

Michel:
Ich bekomme große Unterstützung vom Frankfurter Lederclub und auch von den ehemaligen Mr. Leather Hessen. Wir arbeiten da sehr eng zusammen und das macht wirklich viel Spaß. So erreichen wir ein breiteres Publikum.

Dennis:
Bekommst Du auch Unterstützung aus der „nicht-Fetisch- Community“?

Michel:
Das ist ganz unterschiedlich. Leider gibt es auch immer mal wieder Kommentare „Das brauchen wir nicht!“. Dann unterstellt man uns, dass wir die erarbeitete Akzeptanz zunichte machen. Aber einfach in der Masse untergehen, bringt uns keine Akzeptanz. Wie Trans*Menschen und Tunten ergänzen wir die bunte Vielfalt der Community. Niemand soll sich verstecken müssen. Das ist mein Leben, so bin ich und andere haben das nicht zu hinterfragen. I am what I am – fertig!

Dennis:
Was ist Dir noch wichtig in diesem Bereich?

Michel:
Safer Sex ist in der Fetisch-Bereich nochmal eine andere Nummer als „nur“ das Kondom. Da spielt Fisting eine Rolle, Drogen und einfach andere Spielarten. Hierfür braucht es ganz spezifische Präventionsansätze. Deshalb bin ich für eure HESSEN IST GEIL! Initiative sehr dankbar und ich freue mich auf das nächste Treffen.

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