„bis maximal 30“ – Älterwerden als schwuler Mann

Mit 30 scheint man – zumindest auf Datingplattformen – als Schwuler zum ‚alten Eisen‘ zu gehören und damit uninteressant zu sein. Ist das ein Klischee oder haben wir ein so großes Problem mit dem Älterwerden? Diese Zahl kommt unaufhaltbar auf uns zu als würden wir auf einen Abgrund zugetrieben.

Tatsächlich hatte auch ich ein bisschen Angst 30 zu werden und dann mit meinem Profil rausgefiltert und irgendwie aufs Abstellgleis geschoben zu werden. Und vielleicht ist das auch so passiert; ich selbst sehe ja nicht, in wessen Suchen mein Profil erscheint und wo nicht. Wenn ich ehrlich bin, ist mir das genau auch diesem Grund aber auch ziemlich egal. Und in Kneipen oder Saunen habe ich nie erlebt, dass eine Unterhaltung abgebrochen wäre, weil ich schon über 30 war. In den seltensten Fällen wurde überhaupt die Frage nach dem Alter gestellt – wozu auch, wenn man sich sympathisch oder auch einfach geil findet?

Ist es also nur ein virtuelles Phänomen, dass wir unsere Suchen eingrenzen, um möglichst präzise nach unseren Idealvorstellungen die Palette an potenziellen Partnern präsentiert zu bekommen? Oder worin liegt die Angst vor dem Älterwerden?

Ich will es gleich vorweg nehmen, ich kann alle diese Fragen nicht beantworten. Aber ich habe mittlerweile die 30er hinter mir gelassen und bin in den 40ern. Und ich lebe immer noch. Wenn ich mich an diese Ängste älter zu werden, fällt es mir schwer sie zu verstehen. Viel verändert hat sich auch nicht. Ja, so langsam sehe ich erwachsener aus und bin auch ganz froh darüber. Ich werde meist jünger geschätzt, aber jetzt eben auf ein Alter in dem man mich eher ernst nimmt als früher.

Älter werden bedeutet für viele ein Verlust von Attraktivität und Vitalität. Beides fällt mir auch aus eigener Erfahrung schwer nachzuvollziehen. Mein Männergeschmack ist mit mir reifer geworden und so gibt es keinen Grund der Jugend hinterher zu trauern.

Vielfalt ist, wie Liebe, Arbeit, Arbeit Arbeit. In diesem Sinne wünsche ich mir mehr Vielfalt an Menschen und Meinungen und engagierte, respektvolle Diskussionen. Ganz herzliche Grüße, euer Björn

*erschienen in der März-Ausgabe des Lustblättchens

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