Vielleicht bist Du im Netz schon mal über eine dieser Formeln gestossen, n = n, u = u, oder als Hashtag #UequalsU taucht im Netz immer mal wieder auf und steht für „undetectable = untransmittable“ also „nicht nachweisbar = nicht übertragbar“ – da sind wir dann auch schon beim „n = n“. Es steckt also keine Mathematik dahinter, sondern „nur“ Logik. Das ganze bezieht sich auf HIV und die Tatsache, dass Positive, die unter Therapie sind auch beim Sex ohne Kondom das Virus nicht weitergeben können. Wo nichts mehr zu finden ist, kann auch keine Übertragung stattfinden, könnte man auch sagen. Die Nachweisgrenze, die Studien zugrunde legen, liegt bei 200, auch wenn die Nachweisgrenze dank moderner Geräte bei 20-50 Viren liegt.
Beim internationalen Aids-Kongress in Amsterdam im Sommer wurde diese Botschaft groß gefeiert, obwohl wir schon seit spätestens 2008 durch das sogenannte „EKAF-Statement“, eine Erklärung der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen, das die Nichtübertragbarkeit bei erfolgreicher Therapie zum ersten Mal öffentlich machte und weitere Studien folgten – mit demselben Ergebnis. Erstaunlich finde ich dabei, dass nach einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem vergangenen Jahr nur 10% der Bevölkerung davon bisher erfahren haben. Diese Information könnte so vielen Menschen die Angst vor HIV beim Sex nehmen und ihnen so eine befreitere Sexualität ermöglichen. In Amsterdam hat das die Neuauflage der Partner-Studie nochmal sehr klar bestätigt: Positive unter Therapie sind nicht ansteckend. Damit sind alle Zweifel beseitigt. Im Alltag bestand bei HIV noch nie ein Risiko, aber viele Menschen haben unbegründete Vorurteile und Ängste vor infizierten Menschen, auch das zeigte die Befragung der BZgA. Viele Infizierte leben gut und gesund mit dem Virus, aber fast alle haben bereits Erfahrung mit Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung gemacht, wenn sie sich outen.
Zum Welt-Aids-Tag gibt es nun eine Kampagne der Deutschen Aidshilfe zu „n = n“ mit dem Hastag und Aufruf: #wissenverdoppeln! Jede*r sollte also dieses Wissen weitergeben, um die Angst und die daraus resultierende Stigmatisierung von HIV-Infizierten abzubauen. Auf der Homepage www.wissen-verdoppeln.hiv findet man neben vielen Informationen auch Botschafter*innen der Kampagne. Ein schwules Paar aus Hessen ist mit dabei: André und Fabian von André’s Ride. Sie berichten, was die Nachricht für sie beide bedeutet. Wie für viele andere ist es eine enorme Entlastung sorglos und angstfrei Sex haben zu können. Schaut Euch die Beiträge der Botschafter*innen am besten selbst an.
Und natürlich gilt das nicht nur für Partnerschaften, sondern bei allen sexuellen Kontakten. Wie effektiv das funktioniert, zeigen die aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts: steckten sich 2013 noch 2.500 Männer beim Sex mit Männern an, so waren es im vergangen Jahr nur noch 1.700! Die Gründe dafür sehen Experten in der erfolgreichen Therapie, der PrEP und einem Anstieg der Testbereitschaft. Nur wer seinen Status kennt, kann sich, die eigene Gesundheit und seine Partner*innen effektiv schützen.
Lasst uns gemeinsam das Wissen verdoppeln, sagt es weiter, und helft so die Stigmatisierung von Menschen mit HIV zu beenden!
*Dieser Text ist als Gastbeitrag in der 156. Ausgabe des Lustblättchens erschienen.
Autor: Björn Beck