Vorträge in Frankfurt und Marburg zur gesundheitlichen Benachteiligung schwuler Männer
Es erscheint paradox – die Gesellschaft hat sich schwulen Männern gegenüber dramatisch geöffnet. In den westlichen Demokratien fiel zunächst die Strafbarkeit schwuler Sexualität, dann setzte eine rechtliche Gleichstellung schwuler Partnerschaften mit der homosexuellen Ehe ein. Schwule gehören zu den „Bürgerrechts-Gewinnern“ der letzten Jahrzehnte, wie es der Gesundheitswissenschaftler Professor Rolf Rosenbrock ausdrückt.
Zugleich wirkt sich die rechtliche Gleichstellung schwuler Männer nur verlangsamt auf ihre Lebenszufriedenheit und ihr Selbstwertgefühl aus. Eine für die Vereinigten Staaten umfassende Studienlage belegt eine „Gesundheitslücke“ zwischen hetero- und homosexuellen Männern. Schwule Männer sind stärker von Depressivität, Substanzmissbrauch, Suizidalität und Einsamkeit betroffen. Für die USA hat der Journalist Michael Hobbes in einem im Frühjahr veröffentlichten Artikel diesen scheinbaren Widerspruch unter dem Titel „The Epidemic of Gay Loneliness“ ausführlich beleuchtet.
Eine Erklärung für die gesundheitliche Benachteiligung schwuler Männer ist die Erfahrung von „Minderheitenstress“ während kritischer Phasen der Sozialisation. Diese Erfahrung kann sich lebenslang negativ auf die Gesundheit auswirken.
Zu diesem Thema veranstaltet die AIDS-Hilfe Hessen im Dezember Vortragsveranstaltungen mit dem Berliner Philosophen Christopher Izgin. Hier werden die Thesen Hobbes‘ diskutiert. Gefragt wird nach den Ursachen des Problems und es soll diskutiert werden, was Einzelne, die schwule Community und die Gesellschaft zu seiner Linderung beitragen können. Die Veranstaltungen finden in Kooperation mit lokalen Organisationen in Frankfurt und Marburg statt. Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Epidemie der Einsamkeit? Zur seelischen Gesundheit schwuler Männer
Vortrag mit Christopher Izgin, Berlin
Moderation: Florian Beger, AIDS-Hilfe Hessen
Mittwoch, 13.12.2017, 20 Uhr, Bar.Café SWITCHBOARD, Alte Gasse 36, 60313 Frankfurt
Donnerstag, 14.12.2017, 20 Uhr, Autonomes Schwulenreferat, Erlenring 5, 35037 Marburg