Archiv der Kategorie: Rhein-Main

Ein Hoch auf Dich! – Zum Tode von Bernd Aretz

Wie schreibt man einen Nachruf auf einen Mann, für den nun viele Nachrufe geschrieben werden? Nachrufe, die von Menschen geschrieben werden, die ihm im Wirken viel näher und ebenbürtiger waren. Menschen, die sein Wirken viel besser beschreiben können, weil sie ihn viel länger kannten?

Bernd Aretz, Rechtsanwalt, Notar, Schwulen- und Aids-Aktivist, Autor, Kunstschaffender, Intellektueller, bürgerlich autonome Tunte, Lederkerl, Hundeliebhaber, Apfelweinkenner, Vorstand und schließlich Ehrenmitglied der Deutschen Aidshilfe.

„Die Lebensreise, als organisierte Reise, oder als sinnvolle Reise, ist nur von hinten aus so zu betrachten“, sagte Roger Willemsen einmal. „Man könnte jedes Leben, komplett, auf völlig unterschiedliche Weisen erzählen.“

Also erzähle ich hier (m)eine Geschichte mit Bernd.

Bernd und mich verbinden einige Dinge, aber der offensichtliche rote Faden war sicherlich die Vorliebe für guten Apfelwein. Fast immer, wenn wir uns sahen, war Apfelwein im Spiel. Bernd gehörte noch zu den Menschen, die ihren persönlichen Schobbedeckel immer dabei hatten. Dass Bernd eine ganze Sammlung davon hatte, erfuhr ich erst später, als er sie mir vererbte. Ein Hoch auf Dich! – Zum Tode von Bernd Aretz weiterlesen

MimiCry – Die Selbstfindungsreise eines schwulen Mädchens

Mimicry erzählt die sexuelle Selbstfindungsreise der Protagonistin Mimi, die sich als schwules Mädchen identifiziert.

Die Japanologie-Studentin Mimi sucht nach Liebe, Leben und vor allem sich selbst. Mimi ist neu in der Stadt, Ende zwanzig, führt ein typisches Studentendasein und scheint ihren Platz noch nicht so recht gefunden zu haben. Wir begleiten dieses verwirrte und von Selbstzweifeln zerfressene Mädchen auf ihrer Selbstfindungsreise in eine von Sex und Techno geprägte Welt bis ins queere Milieu.

Mimi versucht eine passende Schublade für sich zu finden, besucht Schwulenbars und Raves und probiert sich in verschiedenen Rollen aus. Die Reise bringt sie zu der Erkenntnis, dass das Wesen eines Menschen nicht von seinem biologischen Geschlecht abhängig ist.

MimiCry ist ein sexueller und spiritueller Road-Movie ohne Autos, der das noch unbekannte Phänomen der Girlfags im queeren Spektrum beleuchtet, dabei aber alle Schubladen auflösen will.

Girlfags oder schwule Frauen sind Menschen, die sich meistens als schwuler Mann im Körper einer Frau identifizieren, ohne dabei geschlechtsangleichende Maßnahmen anzustreben. Sie fühlen, dass ihr biologisches Geschlecht nichts mit der eigenen Geschlechterzuordnung zu tun hat. Die Idee einer genderqueeren Gesellschaft, die sozial konstruierte Rollen ablehnt und mehr Individualität für jeden Menschen darbietet, spielt dabei eine starke Rolle.

In einem Interview mit dem Online-Magazin-Queer.de sagte Jennifer: „Mit elf Jahren hatte ich mein inneres Outing und schrieb in mein Tagebuch: „Ich stehe auf schwule Männer und ich fühle mich auch selbst schwul“. Verklebte diese Seite danach wieder, weil es mir peinlich war.“

Wir wollen uns den Film von Jennifer von Schuckmann anschauen und im Anschluss mit der Hauptdarstellerin und Nachwuchsschauspielerin Freya Kreutzkam und der Journalistin und Leiterin des Girlfag/GuyDyke-Stammtisches Berlin, Paula alias „Tochter Kampfstrumpf“ diskutieren.

Mittwoch, 31. Januar 2018, 18 Uhr
Mal Seh’n Kino, Adlerflychtstr. 6, Frankfurt

Der Eintritt ist frei                                                        Moderation: Testa Steron

Epidemie der Einsamkeit?

Vorträge in Frankfurt und Marburg zur gesundheitlichen Benachteiligung schwuler Männer

Es erscheint paradox – die Gesellschaft hat sich schwulen Männern gegenüber dramatisch geöffnet. In den westlichen Demokratien fiel zunächst die Strafbarkeit schwuler Sexualität, dann setzte eine rechtliche Gleichstellung schwuler Partnerschaften mit der homosexuellen Ehe ein. Schwule gehören zu den „Bürgerrechts-Gewinnern“ der letzten Jahrzehnte, wie es der Gesundheitswissenschaftler Professor Rolf Rosenbrock ausdrückt. Epidemie der Einsamkeit? weiterlesen

Sex unter Nachweisgrenze – mit Pornostar Hans Berlin

Am Donnerstag, den 10.08.17 sprach der Pornostar Hans Berlin zu dem Thema „Sex unter Nachweisgrenze“ im Café KOZ im Studierendenhaus der Goethe-Universität. Sympathisch, witzig und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, brachte er den 50 Anwesenden seine Lebensgeschichte als HIV-Positiver und dem speziellen Umgang mit diesem Status in der schwulen Pornobranche näher. Sex unter Nachweisgrenze – mit Pornostar Hans Berlin weiterlesen

IDAHOT 2017 – Ein Fest der Vielfalt auf der Zeil

Zum diesjährigen „Internationalen Tag gegen Homophobie und Transfeindlichkeit“ (kurz: IDAHOT) veranstaltete die AIDS-Hilfe Frankfurt e.V. in Kooperation mit HESSEN IST GEIL! zum 17. Mai 2017 unter Leitung von Christian Gaa, neugewählter AIDS-Hilfe Vorstand, einen Markt der Vielfalt mitten auf der Frankfurter Zeil, der durch verschiedenste Aktionen die Diversität der menschlichen Identität(en) aufzeigen sollte.

Es herrschte ein buntes Treiben rund um Thema „Vielfalt in der Community“. Dem Organisator ging es vor allem darum, das Unsichtbare sichtbar zu machen und klar zu thematisieren, dass Stigmatisierung und Diskriminierung von LGBT*IQs immer noch Alltag seien. So war es Passant*innen mitten auf der Zeil möglich, ihr Interesse nicht nur durch Vorträge zu stillen, denn gerade das offene Gespräch zu Mitgliedern der Community konnte gesucht werden. Diese spontane Wissbegier eröffnete dabei einen Raum, der es ermöglichte, ungehemmt und vorurteilsfrei miteinander übereinander reden zu können. Die Erfahrungen waren dabei durchweg positiv: „Menschen mit unterschiedlichsten Weltbildern sind aufeinander getroffen und konnten sich so über sich selbst, die Anderen und ihr Tun und Denken austauschen“, so Christian Gaa. Ferner gibt Gaa an, dass künftig die Errichtung eines Kompetenzzentrums geplant sei, welches sich als Schutzraum mit Beratungsangeboten zu Identitätsfragen an die Bedürfnisse von LGBT*IQs richte.

Der politische Rahmen des Programms bestand neben dem offenen Austausch und Vorträgen noch aus einer Fotoaktion auf der Hauptwache, welche die „Menschenkette der Solidarität“ in Form einer AIDS-Schleife abbildete. Abschließend wurde noch ein Demo-Umzug zum russischen Konsulat begangen, der ein Zeichen gegen die Verfolgung und Ermordung schwuler Männer in Tschetschenien setzen sollte.

Durch die tatkräftige Unterstützung der Regenbogen-Crew, den Love Rebels und den vielen ehrenamtlichen Unterstützer*innen konnte an diesem sonnig-heißen 17. Mai die Vielfalt des Regenbogens (auch ohne Regen) auf der Frankfurter Zeil strahlen. Selten habe man ein so angenehmes Gefühl der Geborgenheit mitten auf der Zeil erlebt, wie zu diesem internationalen Tag, der sich dort nicht nur gegen die Anfeindung und Ausgrenzung von Anders sein richtete, sondern gerade die real präsente Vielfalt und die Verschiedenartigkeit unserer Gesellschaft feierte.

HESSEN IST GEIL! unterstützt die Regenbogen-Crew als neues Projekt der AIDS-Hilfe Frankfurt – denn diese Crew ist echt GEIL!