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Demoaufruf CSD Mittelhessen 2016 in Wetzlar

(von Tarek Shukrallah)
Der offizielle Demoaufruf zum Christopher-Street-Day 2016 in Wetzlar.

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Auch heute, im Jahr 2016, ist es wichtig, durch eine Demonstration auf die Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, und durch eine Demonstration unseren Forderungen Bedeutung zu schenken.

In den letzten Jahren hat sich viel getan, die Ehe für Alle ist in vielen Ländern zur Realität geworden und die Adoptionsrechte für lesbische und schwule Paare haben sich auch in unseren Nachbarländern verbessert. Trotzdem stehen Deutschland, als auch viele weitere Länder, bei unseren Rechten in einem Stillstand und entwickeln sich nicht weiter.

Deswegen fordern wir…

.. die selben Rechte für jeden. Die Diskriminierung von LGBT*IQA Personen ist in Deutschland noch immer trauriger Alltag. Es gibt zahlreiche Beispiele, wie sich diese zeigt:

Der Artikel 3 des Grundgesetzes sagt aus, dass niemand aufgrund seines Geschlechts, seiner Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat und Herkunft, seines Glaubens und seiner religiöser und politischer Anschauung benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Des weiteren dürfen Menschen mit Behinderung nicht wegen ihrer Behinderung diskriminiert werden. LQBT*IQA Personen werden nicht explizit vor Diskriminierung geschützt.
In vielen Ländern werden homosexuelle Lebensweisen strafrechtlich verfolgt. Diese Strafen fallen in unterschiedlichsten Formen aus und reichen von der Einschränkung der Meinungsfreiheit, über Geldstrafen oder langjährigen bis lebenslangen Gefängnisstrafen, bis hin zur Todesstrafe.
Transsexualität und Intersexualität werden bei der Weltgesundheitsorganisation WHO noch immer als Krankheiten angesehen.

Wir fordern, dass LGBT*IQA Personen die selben (Menschen-)Rechte zu stehen, wie allen anderen Personen auch!

.. die Ehe und des Adoptionsrechts für Alle. Wir wollen eine vollständige Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren, es dürfen aufgrund der sexuellen Identität kein minderen Rechte gelten. Wir fordern die Öffnung der Ehe, den Zugang zur Reproduktionsmedizin, als auch den vollständigen Zugang zur gemeinsamen Adoption.

… Aufklärung in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Das Wort „schwul“ wird schon vom Kindesalter an als Schimpfwort benutzt und damit mit etwas negativen assoziiert. Wir müssen anfangen, Kinder schon im Schulalter aufzuklären. Das bedeutet, LQBT*IQA Lebensweisen in Schulbüchern darzustellen, in Unterrichtseinheiten darüber zu sprechen, und diese altersgerecht in den Lehrplan aufzunehmen.

… Sichtbarkeit unterschiedlichster Lebensweisen in allen Lebenslagen. Nach wir vor werden in den Medien überwiegend junge, weiße, gender-konforme Männer gezeigt, wenn es um die Repräsentation von Homosexualität geht. Nur in selten Fällen werden lesbische oder bisexuelle Frauen, bisexuelle Männer oder LQBT*IQA Personen of Color verstärkt im Fernsehen gezeigt. Gemeinsam müssen wir darauf aufmerksam machen, dass unsere Community aus vielen verschiedenen Formen und Farben besteht und alle das selbe Recht auf Darstellung verdienen.

… das Personen, die in ihren Herkunftsländern aufgrund ihrer sexuellen Identität verfolgt werden, ein Asylrecht zusteht, auch wenn diese Länder fälschlicherweise als „sichere Herkunftsländer“ eingestuft wurden. LQBT*IQA Refugees sollten in Deutschland über sicheren Wohnraum verfügen, der sie vor weiterer Diskriminierung schützt. Außerdem sollten allen Flüchtlingen der Zugang zu medizinischer und psychologischer Hilfe zustehen.

Unterstützt uns und setzt ein Zeichen für Toleranz, Gleichberechtigung und Vielfalt bei der Demonstration zum diesjährigen CSD Mittelhessen um 12:00 Uhr am Schillerplatz in Wetzlar.

Warum „straightacting“ gefährlich ist

„Straightacting“ oder „heterolike“ sind Begriffe, die immer häufiger in Online-Profilen schwuler Männer  zu lesen sind. Sie sollen beschreiben, wie männlich und stark der Inhaber des Profils doch ist.

Nun, wir sind schwul und diese männlichen Attribute sollten damit klar Bezugspunkte unserer körperlichen Anziehung sein, aber so stereotypisch?!

Es wertet aber  die Männer ab, die scheinbar weniger männlich sind. Ab- und Aufwertungen von Menschen sind leider Alltag, aber gerade wir sollten in der LSBT*IQ-Community sollten doch eigentlich wissen, dass Abwertung auch unweigerlich Gewalt bedeutet und letztendlich zu körperlicher Gewalt und Misshandlung führt. Schwule Männer, egal wie männlich sie sind (oder sein wollen), bleiben dennoch Arschficker – und wie das zwischen zwei Männern „heterolike“ sein soll, wäre eine Überraschung. Und auch da wertet es den Partner ab, der dem „Aktiven“ gestattet, seinen Schwanz reinzustecken und ihm ein geiles Erlebnis bereitet. Irgendwie verschwimmen die die Grenzen zwischen „aktiv“ und „passiv“ doch in der Praxis sehr, je nach Situation. Nicht umsonst sind „aggressive Bottoms“ besonders beliebt bei den Tops – und ein „aggressive Bottom“ ist alles andere als passiv.

Die Vermutung liegt nahe, dass in diesem Aufplustern, Muskeln zeigen und „hetero spielen“ eher ein Minderwertigkeitsgefühl schwuler Männer begründet ist, weil die heteronormartive Gesellschaft nunmal starke Männer will und keine verweichlichten, arschfickenden Schwuchteln.

Diskriminierung, Abwertung und Ausgrenzung nagen am Selbstwertgefühl. Und ein junger Mann, der feststellt, dass er anders ist als die Eltern von ihm erwarten, macht so schon in der Pubertät eine dramatische Erfahrung des Scheiterns. Oft tritt ein Teil des Umfelds dann auch noch nach, oder erschwert das äußere Coming-Out mit homophoben Sprüchen, wie wir sie alle noch vom Schulhof kennen.

Dass Homophobie schädlich ist, wissen wir, aber wieso jetzt auch „straightacting“?! Weil „strightacting“ letztlich nichts anderes ist, wie das Versteck- oder Rollenspiel vor dem Coming-Out. Emanzipation geht anders! Es sind also sozusagen „verinnerlichte Schuldgefühle“ aufgrund der eigenen Sexualität. Diese „internalisierte Homonegativität“, die der Psychologe Prof. Dr. Udo Rauchfleisch den „Feind von innen“ nannte, „entsteht aufgrund negativer Ansichten über gleichgeschlechtliche Orientierungen und Lebensweisen, wobei von der „Heteronormativität“ ausgegangen wird: Heterosexualität ist die Norm, alles davon Abweichende ist „schlecht“, „krank“, „sündig“.“

Also ist „der innere Feind“ eine Gefahr für die psychische und damit natürlich auch für die Körperliche Gesundheit. Menschen mit unbehandelten Depressionen und Minderwertigkeitsgefühlen sind von autoaggressivem Verhalten besonders bedroht. Und auch hier sind gerade junge Menschen besonders verletzlich: 80% der Selbstverletzungen finden bei Menschen unter 20 Jahren statt und über 24 Jahren praktisch nicht mehr. Es ist also ein Phänomen der jungen Generation.

„Studien haben erwiesen, dass sich die internalisierte Homophobie massiv und sehr vielfältig auf unsere Gesundheit beziehungsweise unser Gesundheitsverhalten auswirken kann. Dazu gehört, dass etwa das Informationssuchverhalten beeinträchtigt wird, Betroffene sich also weniger Hilfe bei Fragen rund um Safer Sex oder andere Themen suchen, die mit ihrer als „schlecht empfundenen Sexualität zu tun haben. Auch das Testverhalten ist davon konkret beeinträchtigt“, sagt Dr. Dirk Sander, Fachreferent für Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben.

Damit ist klar, wer sich für seinen Sex schämt, wird damit nicht offen umgehen, Probleme ignorieren und mögliche Infektionen verschweigen. Wegschweigen kann man das Problem einer (unerkannten) HIV-Infektion allerdings nicht, damit macht man es nur noch größer. Denn die meisten Infektionen geschehen in Kontexten, wo sie noch nicht bekannt ist. Wahrscheinlich finden sehr viele sogar in der ersten Zeit der Infektion, die durch eine besonders hohe Viruslast (und damit auch Infektiosität) gekennzeichnet ist.

Deshalb ist eine diskriminierungsfreie Umgebung für eine erfolgreiche Prävention unerlässlich. „Gesellschaften, die sich erfolgreich mit Homophobie auseinandersetzen, haben größere Präventionserfolge.“ (Dr. Dirk Sander) Das Gegenteil davon erleben wir gerade in Russland. Dort infizieren sich jeden Tag 200 Menschen mit HIV, im Vergleich von 2013 zu 2014 stiegen die Neuinfektionen um zehn Prozent an, 40% durch heterosexuelle Kontakte.

Deshalb ist „straightacting“ nicht nur das Gegenteil einer wertschätzenden Selbstbeschreibung, sondern auch gefährlich aus Sicht der Prävention.

 

Den Artikel im Original könnt Ihr auf hier nachlesen.

IDAHOBIT* 2016 – Mittelhessen geht steil!

(von Tarek Shukrallah)
Es ist wieder so weit! Zum jetzt elften Male findet am 17. Mai 2016 der „Internationale Tag gegen Homo-, Trans*- und Bi*phobie“, kurz: IDAHOBIT*, statt. Es ist ein Tag zum Resümieren, ein Tag zum Innehalten, und auch ein Tag um laut zu sein, Gesicht zu zeigen und für eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen.

Die schwule Emanzipationsbewegung hat in den vergangenen Jahrzehnten augenscheinlich fast alles erreicht. Manche meinen sogar, es gebe nur noch den letzten Schritt zur rechtlichen Gleichstellung der Homosexuellen mit den Idealen der Heterosexuellen und ihrer Ehe zu erkämpfen. Dabei vergessen wir zu oft die Konsequenzen dieser Politiken: IDAHOBIT* 2016 – Mittelhessen geht steil! weiterlesen

Sexismus und „Wir“ – ein Beitrag zum Frauen*kampftag

Ein selbstkritischer Beitrag zum Weltfrauen*kampftag.

Warum schwuler Sexismus auch einfach nur Sexismus ist.

Warum du einer Frau nicht einfach so an die Brust fassen darfst, nur weil du nicht mit ihr schlafen willst.

Es ist nicht okay, ununterbrochen zu verdeutlichen wie ekelig du Vulven findest.

Sexismus und „Wir“ – ein Beitrag zum Frauen*kampftag weiterlesen