Archiv der Kategorie: Nordhessen

Wahl von Felix Martin starkes Signal für Teilhabe HIV-positiver Menschen

Bei der hessischen Landtagswahl am vergangenen Sonn­tag hat der 23-jährige Auszubildende Felix Martin aus dem Werra-Meißner-Kreis ein Mandat errungen. Künftig wird er nicht nur als einer der jüngsten Abgeordneten im Wiesbadener Landtag Platz nehmen – Martin ist auch deutschlandweit einer der wenigen Politiker, die von HIV betroffen sind und damit offen leben: nach Carsten Schatz aus dem Berliner Abgeordne­tenhaus der erst zweite Landes-Mandatsträger. Schon seit 2013 bekleidet Martin politische Ämter vor Ort, zum Beispiel als Vorstand des Kreisverbandes der Grünen und Kreistagsabge­ordneter.

„Als ich vergangenes Jahr von meiner HIV-Infektion erfuhr, war das ein Schock“, erzählt Martin. „Mir fehlte der Bezug zum Thema. Es hätte mir damals sehr geholfen, Betroffene zu kennen. Deshalb habe ich mich entschieden, selbst offen mit meiner eigenen Infektion umzugehen. Durch die Politik stehe ich immer wieder in der Öffentlichkeit, das will ich nutzen, um den Men­schen zu zeigen, dass man heute auch mit HIV ein ganz normales Leben führen kann. Gleich­zeitig unterstützt öffentliche Sichtbarkeit auch die wichtige Präventionsarbeit. Ich bin glücklich, dem nächsten Hessischen Landtag anzugehören und will dazu beitragen, dass der Landtag genauso bunt und vielfältig ist wie unsere Gesellschaft“, so Martin.

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Stonewall was a riot – Demo in Kassel zum Gedenken an die Aufstände in der Christopher Street

Die Nacht des 27. Juni 1969.

Homosexuelle und trans* Personen widersetzten sich zum ersten Mal einer Razzia der Polizei im „Stonewall Inn“, einer beliebten Bar in der Christopher Street in New York City. Fünf weitere gewaltsame Tage der Auseinandersetzung mit der Polizei folgten. Diese markierten gleichzeitig den Beginn einer der größten Emanzipationsbewegungen.

Kurze Zeit nach dem „Stonewall-Aufstand“ kamen Menschen unterschiedlicher prekärer Hintergründe und Lebensweisen zusammen, um mehr Rechte und Akzeptanz einzufordern. Arbeitende, Obdachlose, Sexarbeitende, Drags und People of Color kämpften gemeinsam gegen die Unterdrückung und schafften es so Veränderungen für die bisher misslichen Umstände für LSBT* in den USA anzustoßen. Eine Vielzahl von Medien widmeten sich dem Thema und gaben so trans* und homosexuellen Personen ein Gesicht in der Öffentlichkeit.

Auch heute noch organisieren sich weltweit Menschen um für Gleichberechtigung und Akzeptanz zu kämpfen, so auch die Menschen in Kassel.

Unter anderem HESSEN IST GEIL!, die AIDS-Kassel, das autonome SchwuLesBiTrans*Queer+ Referat Kassel und der Infoladen …an der Halitstraße rufen dazu auf den 27. Juni 2018 zum Anlass nehmen, um gemeinsam den vergangen Aufständen in New York mit einem Demozug durch die Stadt zu gedenken.
Denn auch heutzutage sind homosexuelle und trans* Personen Stigmatisierung und Gewalt ausgesetzt. Nur durch solidarische Bündnisse können wir diesen etwas entgegen setzen!

Treffen: Mittwoch, 27. Juni 2018, um 18:15 Uhr am Bebelplatz, Kassel
Verlauf des Demozuges: Bebelplatz → Friedrich-Ebert-Straße → Fünffensterstraße → Frankfurterstraße → Friedrichtsplatz → Opernplatz
Abschlusskundgebung: ca. 20 Uhr am Opernplatz

Flying Condoms in Kassel – Im Gespräch mit Michèle Meyer & Olaf Rothe

Am Samstag den 03. Februar staunten viele Leute nicht schlecht, als auf einmal gegen Mittag zahlreiche bunte Luftballons in den Himmel stiegen. Doch mit einer Hochzeit oder einem Kindergeburtstag hatte das ganze natürlich nichts zu tun: In Kassel wurde – wie auch in Berlin, Magdeburg und München – an diesem Tag das Jubiläum des sogenannten „Swiss-Statement“ gefeiert. Wir von HESSENISTGEIL! haben es uns nicht nehmen lassen mit zwei Aktivist*innen über die Aktion „Flying Condoms“ und die Hintergründe zu sprechen. Die HIV-Aktivistin Michèle Meyer engagierte sich schon als Vertreterin der Schweizer HIV-Community-Organisation „LHIVE“ bei der Entstehung des „Swiss-Statements“ und ist Ideengeberin der Aktion „Flying Condoms“. Olaf Rothe gehört zu den Hautinitiatoren der Aktion in Kassel und ist seit Jahren ehrenamtlich in der HIV-Positiven-Bewegung und im Kontext der Aidshilfe unterwegs.

Was hat es mit dem Tag auf sich?

Olaf: Am 30. Januar 2008 wurde in der Schweiz durch die Eidgenössische Kommission AIDS-Fragen (EKAF) das „Swiss Statement“ veröffentlicht. Das ist nun 10 Jahre her und damit ein Jubiläum – das es aus meiner Sicht wirklich wert ist, gefeiert zu werden!

Michèle: Genau! Am 30.Januar.2018 waren es exakt 10 Jahre, dass die Eidgenössische Kommission für AIDS-Fragen (beratendes Gremium des Bundesrates (EKAF)) in der Schweizerischen Ärztezeitung publizierte, dass Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie (viral load nicht nachweisbar, keine sexuell übertragbaren Krankheiten und brav therapietreu) sexuell nicht mehr infektiös sind – das heißt, dass das Virus auch bei kondomlosen Sex nicht übertragen wird.


Was hat euch dazu bewegt die Veranstaltung zu organisieren bzw. Dazu aufzurufen?

Michèle: Erstens: Man soll die Feste feiern wie sie fallen! Das ist ein riesiger medizinischer Fortschritt und eine Befreiung – ich wollte das feiern. Und zweitens: z.B. Die jüngste repräsentative Umfrage der BZgA zeigte: es ist nicht bekannt. 10% der Befragten nur hatten davon gehört und davon zweifeln sogar 7% noch daran.

Olaf: Das sehe ich ähnlich. Eben diese Jubiläumssituation war der Auslöser, gepaart mit der Erkenntnis, dass die Informationen, die in diesem „Swiss-Statement“ enthalten sind, in der Gesamtbevölkerung weitestgehend unbekannt sind. Also, einerseits ein Grund zum Feiern und andererseits ein Grund, um an die Öffentlichkeit zu gehen und zu verbreiten, was uns wichtig ist!

Was verbindet ihr mit dem Tag bzw. mit dem Swiss-Statement?

Michèle: Für mich sind es:

  • das lange Warten darauf
  • das zähe Ringen um die Formulierung
  • die Aufregung der Moralist*innen
  • der „Endlich! Es wurde aber auch Zeit“ Effekt
  • die X-Medienauftritte

und und und…

Olaf: Stichworte dazu sind für mich aus der Erinnerung:

  • Ungläubigkeit
  • Erleichterung
  • mit anderen darüber reden wollen
  • keine „Dreckschleuder“ mehr sein
  • der Druck aus dem Kondomzwang ist raus – Kondome einzusetzen hat jetzt wieder etwas freiwilliges, leichteres, kann auch wieder Teil des Spiels werden
  • natürliche Zeugung und natürliche Geburt sind wieder ohne Übertragung von HIV möglich
  • Sex ohne Kondom – zugegeben, ist für mich einfach schöner und intensiver – und nun durfte ich wieder…


Welche Veränderungen hat das Statement in euer Leben gebracht?

 Michèle: Das war 8 Jahre früher… Mein Swiss-Statement quasi, bekam ich durch meinen Infektologen Anfang 2000. Es brachte mir den Mut schwanger zu werden und zwei gesunde Kinder, ein entspanntes Liebes- und Sexualleben und halt auch viele Diskurse und Anwürfe von Seiten der Kritiker*innen.

Olaf: Wie bereits gesagt, erste positive Gedanken, Gefühle waren erleichtert und freier. Wesentlich freier, als vorher. Doch dann kam eben auch die Erkenntnis, dass – wenn diese Fakten wirklich wahr seien – das damit einhergehen musste, dass Menschen mit HIV unter wirksamer Therapie eben nicht mehr ansteckend sind. Also, dass es keinen Grund mehr für Diskriminierung, Stigmatisierung, geschweige denn Kriminalisierung gibt. Das Statement hatte somit – neben den persönlichen Aufwertungen – eine gewaltige, politische Dimension. Es sollte für uns zur Aufgabe werden, das Statement vielfältig und weitreichend in die Bevölkerung zu tragen. Nach meinem Gefühl ist das in den letzten 10 Jahren nicht gut genug gelungen. Man stelle sich vor, 10 Jahre – was für eine lange Zeit! Was ist in der Zwischenzeit alles geschehen, was hat sich politisch, wirtschaftlich etc. entwickelt? Und wenn ich heute mit Menschen in Kontakt gehe und über „Schutz durch Therapie“ spreche, sehe ich in den meisten Fällen große Fragezeichen in den Gesichtern. Das geht so nicht! Wir müssen da viel besser werden und unsere Kräfte darauf konzentrieren, dass dieses Wissen wirklich weitergetragen wird!!! Außerdem ist mir wichtig, dass diese Information wirklich politisiert wird und in einen Zusammenhang gestellt wird mit: Zugang zu diesen Therapien für alle, die sie benötigen, egal ob mit oder ohne Papiere unterwegs, egal, ob im Knast lebend und egal in welcher Region dieser Welt lebend!!! Das bedeutet: gerecht verteilte Ressourcen, Zugang zu Information – Menschenleben und Menschenrechte → statt Patente, Profit und Machtpolitik!!!


Lieben Dank für das Interview!

Nähere Informationen zum Thema Schutz durch Therapie findest Du unter: https://www.aidshilfe.de/schutz-therapie.

Aufruf zur Demonstration und Kundgebung am 30.10.2016

Für Akzeptanz und Vielfalt – gegen Diskriminierung und Ausgrenzung

Aufruf zur Demonstration und Kundgebung am 30.10.2016

Das „Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt – gegen Diskriminierung und Ausgrenzung“, ein Bündnis aus über 50 Vereinen und Initiativen aus Wiesbaden und Rhein-Main, tritt für die Akzeptanz der Mannigfaltigkeit von Lebensweisen in Hessen und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung ein. Das Land Hessen hat im September 2016 einen Lehrplan in Kraft gesetzt, der die Verschiedenheit und Vielfalt von Geschlecht und sexueller Orientierungen anerkennt und diesen Unterschieden mit Wertschätzung begegnet. Diese emanzipatorische und freiheitliche Aufklärung befürwortet das Bündnis, denn sie befähigt junge Menschen bei ihrer sexuellen Identitätssuche Selbst-und Fremdverletzungen zu vermeiden, Selbstbewusstsein zu entwickeln und unerwünschten Übergriffen ein deutliches „Nein“ entgegenzusetzen.

Zur Unterstützung von Akzeptanz und Vielfalt gegen Diskriminierung und Ausgrenzung ruft das Bündnis am 30.10.2016 zu einer Demonstration vom Wiesbadener Hauptbahnhof zum Dernschen Gelände mit anschließender Kundgebung auf. Die Demonstration beginnt um ca. 11 Uhr. Neben Redebeiträgen gibt es ab 12 Uhr auf dem Dernschen Gelände ein buntes musikalisches Rahmenprogramm.

Das Bündnis stellt sich entschlossen gegen die sogenannte „Demonstration für Alle“ (DfA), die den öffentlichen Raum am 30.10. in Wiesbaden einnehmen will. Die DfA lehnt die Sexualaufklärung in der Schule strikt ab. Die Organisator_innen der DfA wollen zurück in die 1950er-Jahre, als sich alles dem traditionellen Familienbild unterzuordnen hatte. Die DfA mobilisiert mittels gezielter Desinformation und Vorurteilen gegenüber Lesben, Schwulen, Bi und Trans*. Dem Aufruf der DfA folgen mittlerweile auch zahlreiche extrem rechte und neonazistische Gruppierungen.

Das Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt – gegen Diskriminierung und Ausgrenzung tritt dem entschieden entgegen. Manuel Wüst, Vorsitzender von Warmes Wiesbaden und Mitglied des Bündnisses meint dazu: „Wir stehen nicht nur am 30.10. für eine offene Gesellschaft ein, in der Menschen einander respektieren und akzeptieren. Demokratie und menschliches Miteinander bauen auf dieser Basis auf. Aus diesem Grund ist ein gesellschaftlicher Rückschritt um Jahrzehnte nicht akzeptabel. Wir stellen uns gegen die gezielte Panikmache und erneuerte Vorurteile und werben für die Akzeptanz verschiedenster Lebensweisen. Wiesbaden ist vielfältig, dies werden wir am 30.10. beweisen.“

Weitere Informationen: www.ihr-seid-nicht-alle.de

Kontakt: Warmes Wiesbaden e. V., Breslauer Straße 17, 65203 Wiesbaden, warmeswiesbaden@googlemail.com

 

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