Alle Beiträge von Björn Beck

„bis maximal 30“ – Älterwerden als schwuler Mann

Mit 30 scheint man – zumindest auf Datingplattformen – als Schwuler zum ‚alten Eisen‘ zu gehören und damit uninteressant zu sein. Ist das ein Klischee oder haben wir ein so großes Problem mit dem Älterwerden? Diese Zahl kommt unaufhaltbar auf uns zu als würden wir auf einen Abgrund zugetrieben.

Tatsächlich hatte auch ich ein bisschen Angst 30 zu werden und dann mit meinem Profil rausgefiltert und irgendwie aufs Abstellgleis geschoben zu werden. Und vielleicht ist das auch so passiert; ich selbst sehe ja nicht, in wessen Suchen mein Profil erscheint und wo nicht. Wenn ich ehrlich bin, ist mir das genau auch diesem Grund aber auch ziemlich egal. Und in Kneipen oder Saunen habe ich nie erlebt, dass eine Unterhaltung abgebrochen wäre, weil ich schon über 30 war. In den seltensten Fällen wurde überhaupt die Frage nach dem Alter gestellt – wozu auch, wenn man sich sympathisch oder auch einfach geil findet?

Ist es also nur ein virtuelles Phänomen, dass wir unsere Suchen eingrenzen, um möglichst präzise nach unseren Idealvorstellungen die Palette an potenziellen Partnern präsentiert zu bekommen? Oder worin liegt die Angst vor dem Älterwerden?

Ich will es gleich vorweg nehmen, ich kann alle diese Fragen nicht beantworten. Aber ich habe mittlerweile die 30er hinter mir gelassen und bin in den 40ern. Und ich lebe immer noch. Wenn ich mich an diese Ängste älter zu werden, fällt es mir schwer sie zu verstehen. Viel verändert hat sich auch nicht. Ja, so langsam sehe ich erwachsener aus und bin auch ganz froh darüber. Ich werde meist jünger geschätzt, aber jetzt eben auf ein Alter in dem man mich eher ernst nimmt als früher.

Älter werden bedeutet für viele ein Verlust von Attraktivität und Vitalität. Beides fällt mir auch aus eigener Erfahrung schwer nachzuvollziehen. Mein Männergeschmack ist mit mir reifer geworden und so gibt es keinen Grund der Jugend hinterher zu trauern.

Vielfalt ist, wie Liebe, Arbeit, Arbeit Arbeit. In diesem Sinne wünsche ich mir mehr Vielfalt an Menschen und Meinungen und engagierte, respektvolle Diskussionen. Ganz herzliche Grüße, euer Björn

*erschienen in der März-Ausgabe des Lustblättchens

Corona und Covid19 – wie kann ich mich schützen?

Das Thema Corona (Virus) und Covid19 (Krankheit) beschäftigt uns alle gerade sehr. Und die meisten Informationen sind durch die Medien schon sehr gut bekannt. Dennoch wollen wir hier eine kleine Zusammenfassung voranstellen und dann auf Fragen eingehen wie „Kann ich mich beim Sex mit Corona anstecken?“

Eine Infektion mit diesem Virus bleibt bei den Meisten unbemerkt oder verläuft mit sehr milden, grippeähnlichen Symptomen. Bei älteren und Menschen mit Vorerkrankungen – besonders der Lunge – kann es zu einem schwereren Verlauf kommen. Diese schweren Verläufe können auch zum Tod führen. Alle Virusinfektionen begünstigen außerdem bakterielle Infektionen, die dann in Kombination das Immunsystem stark belasten.

Händewaschen ist ein wichtiger Schutz vor dem Erreger, denn wir fassen uns ständig unbewusst ins Gesicht. Dabei können die Viren schnell auf unsere Schleimhäute und damit in den Körper gelangen. Ein wirklich gutes Video wie man sich richtig und effektiv die Hände wäscht, hat das Klinikum Leverkusen auf YouTube veröffentlicht. Außerdem hat sich das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes als wirksames Mittel zur Eindämmung der Infektionen bewährt. Damit können die Infektionen um etwa ein Viertel reduziert werden. Die Teile gibt es ja mittlerweile überall zu kriegen und sind zum Teil auch sehr stylisch.

Aber man muss auch in dieser Zeit nicht auf Sex verzichten. Ein verantwortungsvoller Umgang miteinander ist aber jetzt besonders wichtig. Sollten bei euch Symptome auftreten, wäre es gut ihr würdet die Sexpartner der letzten beiden Wochen informieren, um mögliche Infektionsketten unterbrechen zu können. So wie man es idealerweise auch bei Geschlechtskrankheiten tut.

„Ich habe gehört, dass die PrEP und HIV-Medikamente schützen. Ist das so?“
Leider müssen wir euch hier enttäuschen. Die Studien mit einem bestimmten HIV-Medikament sind nicht erfolgreich verlaufen. Corona nutzt zwar für die Vermehrung auch Enzyme, die HIV ebenso nutzt, allerdings sind das immer Virus-spezifische Enzyme. Ein Schlüssel passt eben auch nicht an jeder Tür. 

„Im Supermarkt liegt das Gemüse offen rum. Besteht da eine Gefahr?“
Auf offenen Lebensmitteln können sich tatsächlich Erreger vermehren. Bei Salaten und Gemüse ist durch die Feuchtigkeit das Klima sogar sehr gut für Keime. Wenn man auf rohe Lebensmittel und solche, die man schlecht intensiv abwaschen, oder schälen kann verzichtet, ist man schon sehr gut geschützt.

Auf #zusammengegencorona findet ihr weitere Tipps.

„Ich mach’s nur safe!“ – Was an diesem Satz alles NICHT stimmt.

Seit Anfang September wird die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) von der Krankenkasse übernommen. Für viele ist es jetzt erst möglich diese Safer-Sex-Methode zu nutzen, denn zusammen mit den Blut- und STI-Tests kostet die PrEP etwa tausend Euro pro Jahr. Die Kostenübernahme ist also ein wichtiger Schritt für die Männer, die sich mit der PrEP vor einer HIV-Infektion schützen wollen.

Aber dieses Thema erregt auch die Gemüter in der Community und es wird hitzig diskutiert, was „safe“ ist und was nicht. Kritiker befürchten durch die PrEP eine Sorglosigkeit im Umgang mit HIV und Geschlechtskrankheiten (STI). Erstmal ist mir wichtig, dass es „safe“ nicht gibt! Und „safe“ ist nicht nur falsch, sondern aus meiner Sicht sogar verantwortlich für mehr sexuell übertragbare Infektionen, denn viele denken, dass sie mit einem Gummi beim Ficken „safe“ sind und so nichts kriegen können. Der richtige Begriff ist „Safer Sex“, also „sicherer“ als Sex ohne Schutz und bezog sich allein auf den Schutz vor HIV. Damals war es Sex mit Kondom, heute kommen auch die Schutzwirkung der HIV-Therapie und die PrEP dazu. „Safe“ ist Sex aber nie, absolute Sicherheit gibt es einfach nicht – und schon gar nicht beim Sex. Und auch Sex ohne Kondom kann also „safer Sex“ sein, das sollten endlich alle wissen und sich auch darüber freuen.

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#notjustsad – ’nicht einfach nur traurig‘: Depressionen

Ende 2014 war der Hashtag #notjustsad ein „Trend“ auf Twitter und in anderen sozialen Medien. Betroffene über ihre Depressionserkrankungen und den Umgang damit. Unzählige Erfahrungsberichte sind so öffentlich geworden und hat das Thema Depression zumindest ein wenig aus der dunklen, schambehafteten Ecke ins Licht der Öffentlichkeit und der Beachtung gerückt.

Ich schreibe hier über das Thema, weil es uns alle betrifft – LSBTIQ aber in besonderer Weise. Psychische Erkrankungen, Depressionen, Angststörungen, Selbsttötungsgedanken und problematischer Substanzkonsum sind bei LSBTIQ überdurchschnittlich häufig. Dabei ist das „Anderssein“ nicht die Ursache, sondern der gesellschaftliche Umgang damit. Diskriminierung und Gewalt machen uns Angst und Stress und die machen uns schließlich krank. Um unsere Stresslevel kurz anzuheben, reicht es schon aus, wenn wir uns kurz als LSBTIQ sichtbar und so unsicher fühlen, oder ob wir in der Öffentlichkeit unsere*n Partner*in an der Hand halten, oder gar küssen können.

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Thaly ‚Puppy Germany 2019‘ im Interview

Zum Start einer Reihe „Fetisch und sexuelle Spielarten“ haben wir mit dem Puppy Germany 2019, Thaly aus Köln gesprochen. Seit zwei Jahren wählt die Puppy-Szene ein ‚Puppy Germany‘ analog zu den Mr. Fetisch/Leathers als Botschafter für die Community.

Puppy Germany 2019 – Thaly
(Foto: Björn Beck)

Hallo Thaly, *wuff wuff*

Du bist „Puppy Germany 2019“, der zweite in dieser Dynastie also noch ganz frisch. Wie geht’s Dir heute?

Mir geht’s ‚wuffelig gut‘, wie ich gerne sage. Mir geht’s wirklich gut, die CSD- und Pride-Saison ist gerade vorbei, Landshut war am vergangenen Wochenende der letzte deutsche CSD in diesem Jahr. Ich war als Puppy Germany auch auf vielen davon dabei, das war anstrengend, aber es hat mir einen riesigen Spaß gemacht und dementsprechend geht’s mir auch richtig gut.

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