„Lust im Rausch“ oder „ChemSex“? Wie kann man sich schützen?

Wer auf Dating-Portalen unterwegs ist, findet in den Profilen immer wieder Hinweise wie „chemsfriendly“ oder „Party & play“ (PnP). Dieser Code zeigt an, dass gewünscht ist, sexuellen Rausch mit Rausch durch Substanzen zu verbinden. Allerdings können die Hinweise auch subtiler sein, wie beispielsweise die Großschreibung der Ts im TexT. Hier signalisierT der Sender, dass der Konsum von „Tina“, Crystal Meth oder chemisch: Methamphetamin gewünscht ist. Dabei ist nicht alles gleich „ChemSex“, also Sex im Rausch von Crystal Meth, Mephedron, Ketamin oder GBL/GHB. Bereits beim Konsum von Alkohol, um Schüchternheit zu überwinden, wird ein Hilfsmittel benutzt um das Verhalten so zu beeinflussen. In diesem Artikel soll der Einsatz von Substanzen beim Sex reflektiert werden und wie man sich dabei vor Risiken schützen kann. Der Konsum von Drogen birgt immer auch Risiken.

Die Gründe für den Konsum von Drogen oder stimulierenden Mitteln sind vielfältig: von Neugier über den Wunsch sich mal fallen lassen zu können, mehr, intensivere/ekstatischere Sexualität zu erleben, der Wunsch nach spirituellen Erfahrungen, bis hin zur Flucht von Problemen und Ängsten. Dabei ist fast nicht mehr die Frage, ob jemand schon Substanzen konsumiert hat, sondern eher welche. 86% geben an bereits illegale Substanzen konsumiert zu haben, 96% haben schon mal Alkohol getrunken – 44% mehr als gesund ist und 8-15% haben ein ernsthaftes Alkoholproblem.

Wenn man genauer hinsieht, beginnt der Konsum von Substanzen, die beim Sex unterstützend wirken sollen, doch bereits beim Alkohol. Um die Schüchternheit und damit Hemmungen zu überwinden, hilft vielen schon ein Glas Wein, Bier oder ein Cocktail. Aber auch Alkohol ist keinesfalls zu unterschätzen. In der Studie „Schwule Männer aus dem Jahr 2013 wurde bei knapp 40 % der Befragten ein übermäßiger Alkoholkonsum festgestellt. Alkohol ist die meistkonsumierte Substanz, dann folgen Cannabis (20 %) und Erektiva wie beispielsweise Viagra (16 %). Amphetamine und Ecstasy nutzen 6 %, Crystal Meth 2 % und Heroin und Opiate unter 1 % der Befragten.

Für schwulen Sex werden also gerne solche Substanzen genutzt, die die Leistungsfähigkeit beim Sex steigern und solche, die Hemmschwellen senken. Was kann man also tun, um den lustvollen Rausch sicherer zu gestalten? Gestaltet das „Set und Setting“, um Unfälle zu vermeiden. „Set“ beschreibt die persönliche Grundstimmung, „Setting“ die Umgebung in der man sich befindet und konsumieren will.
Es fällt auf, dass gerade Menschen mit ängstlich-depressiver Symptomatik häufiger Alkohol und Drogen konsumieren. Die Stärkung des Selbstwertgefühls ist also ein wichtiger Ansatzpunkt zur Risikominimierung .

Viele Substanzen verstärken die Grundstimmung, wer also einen schlechten Tag hat, sollte besser die Finger davon lassen. Es ist immer gut, Freunde um sich zu haben, oder Menschen, denen man vertrauen kann. Und die Dosis macht das Gift: Es kann helfen, wenn man sich zum Beispiel bei GBL/GHB aufschreibt, wann man wieviel konsumiert hat, um eine Überdosierung zu vermeiden. Auch die Wahl der Konsumform macht einen Unterschied: Spritzen in die Vene bringt die größten Risiken mit sich und will geübt sein, um Infektionen und Entzündungen zu vermeiden. Gerade beim Sex geht es nicht eben steril zu und so kann es schnell zu Infektionen kommen. Außerdem steigert das Spritzen das Suchtpotenzial der Substanzen erheblich. Beim Sniefen sollte man unbedingt nur seine eigenen Röhrchen benutzen, da hier sonst leicht Hepatitis C übertragen werden kann. Und was einmal geschluckt ist, macht es unmöglich die Dosis und Wirkung zu kontrollieren. Überlegt euch also gut, was und auch wie ihr es konsumieren wollt.

Besonders bei Amphetaminen und Ecstasy besteht die Gefahr zu überhitzen, deshalb ist es sehr wichtig immer ausreichend zu trinken – am besten alkoholfreie, zuckerhaltige Getränke. Bei GBL/GHB sollte unbedingt darauf geachtet werden, niemals zusammen mit Alkohol zu konsumien, weil sich die Wirkungen gegenseitig verstärken und es dann schnell zu Bewusstlosigkeit kommen kann. Grundsätzlich ist weniger mehr, tastet euch an eure Dosis ran.

Von Zeit zu Zeit seinen Alkohol- und/oder Drogen-Konsum zu reflektieren, hilft um Suchtverhalten zu erkennen und Hilfsangebote in Anspruch nehmen zu können. Hierzu kann man sich an folgenden Fragen orientieren:
– Wie oft konsumiere ich?
– Wieviel konsumiere ich?
– Wie oft habe ich mehr konsumiert als ich wollte?
– Behindert der Konsum meine Arbeit?
– Versuche ich meinen Konsum zu verheimlichen?
– Fühle ich mich schlecht, wenn ich konsumiert habe?
– Haben mich Freunde/Angehörige auf meinen Konsum angesprochen?

Im Notfall unbedingt den Notarzt vor Ort über die konsumierten Substanzen informieren. Das Netz bietet viele hilfreiche Informationen zu den Substanzen, Wirkungsweisen und Dosierungen, die in Umlauf sind: „EvE & Rave“, „Alice-Projekt“ und „Drugscouts“.


Der Ausgangs-Text ist in der Februar-Ausgabe des „Lustblättchens“ erschienen.

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